#persönliches

Du möchtest doch nur weglaufen!

Ja, das stimmt vielleicht! Aber ist das wirklich so schlimm?

Nach meinem Norwegen-Trip bin ich in ein ziemlich tiefes Lebensloch gefallen. Alte Wunden sind nach Jahren und Jahrzehnten erneut aufgebrochen, bestehende mentale Verletzungen sind ebenso wieder laut geworden. Nicht zuletzt deshalb arbeite ich mit Hochdruck daran, dass ich mit Hans spätestens am ersten Weihnachtsfeiertag wieder auf die Straße komme😅

Und schon höre ich aus dem weiteren Umfeld wieder Sachen wie „Im Winter in der Nussschale – Du wirst erfrieren“, „Wie kann man nur an Weihnachten wegfahren“ oder Dinge wie „Du möchtest doch nur vor Deinen Problemen weglaufen“ und „Es ist doch eigentlich alles gut bei Dir – mach es Dir nicht immer so schwer“.

Natürlich stelle ich mir dann selbst die Frage: Hat er/sie recht? Gehöre ich an Weihnachten unter den Weihnachtsbaum? Laufe ich wirklich nur weg? Ich weiß es selbst nicht, aber ich schreibe diesen Beitrag heute an einem Sonntag im November, und mir fällt die Decke gerade dermaßen auf den Kopf… hätte Hans nicht diesen dummen Relaisschaden, wäre ich heute wahrscheinlich spontan an irgendeinen See gefahren, weil mich hier im Dorf und im Haus alles zu erdrücken scheint. 

Täglich werde ich hier an mein früheres Leben erinnert, wo ich mit den Kindern im Kinderwagen entlangspaziert bin, wo ich meinem Job nachgegangen bin (den ich im übrigen gerne gemacht habe, auch wenn die letzten Jahre mit meinem eigenen Tonstudio wirklich schwer waren), wo ich zuletzt gedacht habe „endlich bin ich angekommen“! Und dann kommen mir die unschönen Vorkommnisse in den Kopf – ein Finanz***, das mit Gewalt und Irrsinn versucht hat, mich und meine Firma in den unberechtigten Ruin zu zwingen, wie sich nach knapp acht Jahren herausstellen soll; an die Monate mit Corona, meine Trennung und das andauernde Gefühl von Zerrissenheit, wenn eines meiner Kinder wieder nicht bei mir schläft. Die MS-Diagnose, die mich aus heiterem Himmel getroffen hat. Ich könnte diese Liste immer so weiterführen

Stimmt! Eigentlich ist alles gut bei mir. Ich habe einen festen Job, meine Kinder sind gesund, ich habe ein Dach über dem Kopf – das scheint die Definition von „Glück“ in Deutschland im Allgemeinen zu sein. Aber es gibt eben Tage, an denen ich merke, dass mir das „Hamsterrad“ doch nicht gut bekommt und „alles ist gut“ mehr eine Ausrede für mich zu sein scheint. Da kommen mir meine Reisen und das Gebastel am Bus wirklich sehr gelegen.

Und „ja“ – wahrscheinlich flüchte ich mit alldem vor dem Alltag, vor meiner ganz persönlichen Realität. Aber ist es wirklich verwerflich, wenn man darüber nachdenkt, zumindest ein Stück aus besagtem Hamsterrad auszubrechen? Warum muss ich mich mit allem zufriedengeben, was mir vor die Nase gesetzt wird? Und warum soll ich nicht aus meiner Komfortzone ab und zu ausbrechen dürfen? Ich habe Jahrzehnte damit verbracht, das zu tun, was andere von mir erwartet haben. Gutgegangen ist es mir damit nie, aber es war wenigstens ruhig, weil ich nicht anecken konnte (oder zumindest wenig angeeckt bin). Aber ich möchte das nicht mehr – und kann das auch nicht mehr. 

Ganz ehrlich: Ich bin komplett fein damit, wenn die Menschen um mich herum anders leben möchten als ich! Ich finde es beeindruckend, wenn man aus dem Kopf heraus weiß, wie hoch eine Hecke in einer 30er-Zone an Straßenecken sein darf. Ich finde es auch okay, wenn man sich lieber mit der AIDA und 3.000 anderen Touristen in einen Fjord schippern lassen möchte, anstatt in einem ollen Bus dorthin zu fahren. Mich überfordert das alles – ohne Witz! Was ich mir nicht alles anhören musste in den letzten Monaten und Jahren. Das ging von „tollen“ Jobtipps über Kindererziehungsratschläge („Also so wie Du das machst, könnte ich das ja nicht☝🏻“). Und immer dieses latente „Dir geht’s doch gut, stell Dich nicht so an“… Ihr wisst doch alle NICHTS von mir… NICHTS! 

Ich brauche keine guten Ratschläge, und ich brauche keine Social Media Life-Coaches, die mich versuchen einzustufen, um mir dann gute Tipps geben zu können, wie ich wieder „auf Kurs“ komme. Ich glaube ehrlich gesagt, dass ich noch ganz gut auf Kurs bin und selbst einschätzen kann, was bei mir noch geht (und was nicht). Nehmt mich einfach mal in den Arm (und sei es nur virtuell) und sagt was in Richtung wie „Du schaffst das“ oder „Lass Dich nicht unterkriegen und geh Deinen Weg“, auch wenn ihr ggf. anders denkt oder „mein Weg“ vielleicht für Euch nicht nachvollziehbar ist. Das kann doch alles nicht so schwer sein…

To be continued…

Vielen Dank für Deine Zeit!

Dein
Andy🍀

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert