#Norwegen, #persönliches, #Reisen, #Roadtrip, #Wintertour 2024

Es kann nur besser werden!

#Tag 4 – Guten Morgen, Odda!

Ich wache – wie fast immer – gegen 5:45 Uhr auf. Natürlich ist es noch dunkel draußen, also bleibe ich erst einmal im Auto. Jakob schläft zum Glück ruhig und friedlich. Ich räume meine Schlafsachen zusammen, rolle den Schlafsack auf und mache mir Platz für den Gaskocher… ich brauche jetzt erst einmal einen Kaffee! 

Das muss ich an der Stelle wirklich einmal sagen: Dieses Kaffeekochen im Bus ist schon fast ein kleines Ritual für mich. Der Geruch im Innenraum, und dann der erste Schluck… zumindest DAS fühlt sich für mich sofort wie Urlaub an – dann backe ich auch direkt noch die Brötchen auf🍀

Ich nutze die Zeit, die Jakob noch ruhig vor sich hin döst, und lade mir die App „Nordcamp“ herunter. Diese ist ein Ableger der „Camping-App“, die ich sonst auch schon mal benutze um Camping- oder Stellplätze zu finden. In diesem Fall beschäftigt sich diese eben nur mit Skandinavien. Auf den ersten Blick ist das ziemlich cool – man kann eine Route planen und dann auf dem Weg dorthin alle Stellplätze sowie Sehenswürdigkeiten sehen. Aber „wohin“ es für uns letztendlich heute gehen soll, weiß ich noch immer nicht!

Der Wetterbericht für die nächsten Tage verheißt nichts Gutes: Regen, Schnee und dazu starke Stürme. Ich mache mir ein bisschen Gedanken, wie das mit der Heimreise und der Fähre aussehen soll. 

Was das Stellplatzproblem betrifft: Alles, was ich heraussuche, hat geschlossen! Also beschließe ich, dass wir am besten in Richtung Stavanger fahren. Der Campingplatz dort hat definitiv auf, und ich weiß vom letzten Mal, dass zumindest die Sanitäranlagen super sind. So plane ich die Route in der Nordcamp-App, möchte aber nicht durchfahren, weil es einfach zu weit ist. 250 Kilometer in Norwegen fühlen sich an wie 900 Kilometer bei uns zu Hause.

Nach längerer Suche finde ich einen Platz, so ziemlich in der Mitte der Strecke: „Neset Camping“ in Byglandsfjord. Dieser liegt gut in der Mitte zu Stavanger und schon relativ nahe an Kristiansand. Also fahren wir dort einmal hin. Aber vorher gibt es noch Frühstück!

Gegen 9 Uhr wird es langsam hell in Odda – auch bei Tageslicht kann mich der Stellplatz nicht überzeugen. Okay – das Wetter ist wirklich schlecht. Aber der Platz sieht einfach karg und trostlos aus. Am meisten stört mich der Müll überall und dieses latente Endzeitfeeling hinter dem ruhigen Busbahnhof. Jetzt sehe ich aber auch die Toiletten und das Duschhäuschen auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes… sieht von der Ferne auch nicht einladend aus. Also brechen wir gegen 10 Uhr langsam auf. Ich möchte eigentlich nur noch weg hier. 

Wir machen uns auf den Weg und wissen noch nicht, dass wir die „Fahrt des Jahres“ vor uns haben. Was sich auf den nächsten 280 Kilometern bietet, lässt mich schon fast atemlos zurück!

Schon nach wenigen Kilometern muss ich das erste Mal stehenbleiben: Die Natur hier macht mich immer wieder sprachlos! Gefühlt alle zwei Kilometer sieht man kleine Wasserfälle, die die Berge hinablaufen, die engen Straßen am Wasser entlang sind mehr als nur beeindruckend. Wir kommen an einer Staumauer vorbei und fahren immer weiter in Richtung Süden. Und nach nur wenigen Minuten – hinter einer Kurve – sehen wir plötzlich den Låtefossen Wasserfall! Wow!!! Der stand tatsächlich auf meiner „Bucketlist“ für diesen Urlaub, und jetzt sehe ich ihn eigentlich mehr oder weniger zufällig, weil wir ursprünglich anders gefahren wären!

Dank des schlechten Wetters sind wir alleine da, und ich fahre schnell auf den angrenzenden Parkplatz. Die Wassermassen sind beeindruckend – kein Foto kann das irgendwie richtig einfangen! Das Wasser sprüht über die Straße bis zu Hans auf den Parkplatz!

Was sich weiter auf den kommenden 200 Kilometern auftut, lässt mich wirklich eine Achterbahn der Gefühle durchfahren! Ich fühle mich, als würde ich in einem Flugzeug sitzen und durchlebe mindestens drei Jahreszeiten in nur zwei Stunden! Man fährt im strömenden Regen in einen Tunnel und kommt nach fünf Kilometern in einem Skigebiet wieder heraus! Eiswände an den Felsen, überall liegt Schnee, die Straßen sind vereist! Meine Playlist spielt wie auf Kommando „Pave The Way“ von Lux-Inspira und ich heule los wie ein kleines Kind🥹

Wir machen mehrfach Halt, um die Aussicht zu genießen! Es sind wirklich nur sehr wenige Autos unterwegs. Ich bin so ergriffen von der wunderbaren Landschaft und kämpfe andauernd mit den Tränen! Alleine für diese kleinen Momente hat es sich irgendwie gelohnt! Traurig macht mich gerade, dass ich nicht alle meine Lieben bei mir habe, wenn so etwas passiert! Mir fehlen Paul und seine Mama sehr in diesem Moment. Gerne würde ich uns vier gemeinsam sehen lassen, was ich gerade sehe🥹

Wir fahren immer weiter – Berge hoch, durch Schnee, über Eis, an Skiliften vorbei! Berge wieder runter, durch lange Tunnel… Herbstwetter mit Sturmböen, quer durch Telemark. Die Eindrücke erschlagen mich! Zum Glück macht Hans das alles mit. Er kämpft sich tapfer die Berge hoch, über die vereisten Straßen, und ich fühle mich eigentlich zu keiner Sekunde unwohl und bin wirklich froh, dass ich die Winterreifen draufhabe – die brauchen wir gerade auf dem letzten Stück. Hier ist es nicht wirklich gut geräumt, die Straße ist verschneit, aber dank des wenigen Verkehrs ist es auch hier wirklich gut zu fahren.

 

Gegen 16 Uhr kommen wir im Dunkeln am Campingplatz an. Auch hier ist es ruhig, die Rezeption geschlossen. Aber ich bekomme den Besitzer ans Telefon – er spricht sogar Deutsch, ist super nett und sagt, wir sollen uns einfach einen Platz aussuchen! Wir fahren in eine Ecke des Platzes, stellen Hans ab, verkabeln den Strom und schauen uns noch ein bisschen um – gar nicht so leicht in der Dunkelheit. Aber der Platz wirkt wirklich freundlich, sauber und einladend, eine Nacht zu verweilen. Leider regnet es wieder, und es stürmt wie verrückt. Also verziehen wir uns wieder in den Bus, kochen noch etwas und lassen den Abend mit etwas YouTube ausklingen. Gute Nacht!

Vielen Dank für Deine Zeit!

Dein
Andy🍀

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